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Hachtel, Monika & Klaus Weddeling (1998): Vegetation und Mikroklima auf Arkose-Blockhalden im Warchetal (Hohe Ardennen/Belgien). Diplomarbeit, Univ. Bonn, 169 S. + Anhang

Zusammenfassung:

In der vorliegenden Arbeit werden die Ergebnisse vegetationskundlicher und mikroklimatischer Untersuchungen auf Arkose-Blockhalden im Warchetal /Ardennen in Belgien dargestellt. Bei den floristisch-vegetationskundlichen Untersuchungen steht die kleinstandörtliche Differenzierung der Blockhalden-Vegetation und ausgewählter Kontaktgesellschaften im Vordergrund. Anhand von 22 Vegetationsaufnahmen werden die strukturellen, standörtlichen und floristischen Merkmale der drei charakteristischen Waldgesellschaften dargestellt und analysiert. Das Betulo-Sorbetum Lohm. & Bohn 1992 kann als charakteristische Waldgesellschaft der ausgedehnten Blockhalden in der Nordexposition gelten. Ihre vor allem durch Kryptogamen dominierte Feldschicht verleiht dieser seltenen, extrazonalen Waldassoziation einen borealen Charakter. Auf nicht von Blockmaterial beeinflußten Standorten dominiert das Betulo-Quercetum Tx. 1930 in verschiedenen Ausprägungen. Es ist hier wahrscheinlich Ersatzgesellschaft von Buchenwäldern. In der Aue der Warche sind Reste des Stellario-Alnetum Lohm. 1957 erhalten, das im Untersuchungsgebiet sehr artenreiche Bestände ausbildet.

Mit Hilfe von Transekten durch die nord- bzw. südexponierten Haldenbereiche wird die Gliederung insbesondere der Bryophyten-Vegetation vom Haldenfuß zum Haldenkopf dargestellt. Es lassen sich Gruppen charakteristischer Moosarten für die offenen und bewaldeten Halden, die Nord- und Süd-Expositionen, die Gesellschaften der Aue und des Betulo-Quercetum Tx. 1930 unterscheiden. Dabei wird insbesondere die kleinstandörtliche Verteilung der Moose auf die dreidimensionale Haldenstruktur zwischen Oberfläche und dem ausgedehnten Hohlraumsystem betrachtet. Es lassen sich charakteristische Artengruppen der Haldenoberfläche und des Lückensystems differenzieren, die teilweise sehr unterschiedliche Substrate besiedeln. In über 300 bryosoziologischen Aufnahmen, die mit Hilfe einer Clusteranalyse strukturiert wurden, können insgesamt 24 Moosgesellschaften, ranglose Bestände bzw. Synusien unterschieden werden. Diese Gemeinschaften lassen sich größtenteils mit den im Transekt gefundenen Artengruppen in Verbindung bringen.

Im Rahmen der mikroklimatisch-standortökologischen Untersuchungen wurden im Zeitraum von Juni 1996 bis August 1997 kontinuierliche Temperatur- und Luftfeuchtemessungen an vier Meßstationen der Halden durchgeführt. Zusammen mit Verdunstungs- und Lichtmessungen sowie hemisphärischen Photographien konnten kennzeichnde Parameter des Mikroklimas der offenen und bewaldeten bzw. süd- und nordexponierten Haldenbereiche erfaßt werden. Dabei konnte eine deutliche mikroklimatische Differenzierung zwischen den verschiedenen Halden-Expositionen und zwischen Haldenoberfläche und Hohlraumsystem gefunden werden. Es lassen sich tageszeitlich und standörtlich verschiedene Temperaturgradienten mit zunehmeneder Höhe über der Haldenoberfläche beobachten. An der Oberfläche nimmt in der nachfolgenden Reihung die Verdunstung und Temperaturamplitude ab, die Standortfeuchte dagegen zu: offene Südhalde, bewaldete Südhalde, offene Nordhalde, bewaldete Nordhalde. Beim Vergleich zwischen Hohlraumsystem und Oberfläche der offenen Halden ergibt sich dagegen eine andere Abfolge: Oberfläche Südhalde, Oberfläche Nordhalde, Hohlräume Südhalde, Hohlräume Nordhalde. Während an der Oberfläche die Exposition der dominierende Faktor ist, spielt sie im Lückensystem kaum eine Rolle. Vergleichende Luftfeuchtemessungen zwischen Oberfläche und Hohlraumsystem ergeben, daß die Amplituden von Temperatur und Luftfeuchte im Lückensystem deutlich eingeschränkt sind. Bei Schneebedeckung im Winter wird das Hohlraumsystem der Halden weitgehend vor den Temperaturschwankungen der Luft über der Halde abgeschirmt. Als charakteristische Sonderstandorte konnten am Fuß der Nordhalde mehrere Kaltluftaustritte lokalisiert werden, die sich durch gleichmäßig tiefe Temperaturen sowie hohe Luftfeuchten auszeichnen und in nur geringem Maße auf die Temperaturschwankungen der Außenluft reagieren. Die Meßergebnisse machen es wenig wahrscheinlich, daß für dieses Phänomen Eis in der Halde verantwortlich ist, wie es für andere Haldensystem belegt wurde. Vielmehr ist als Erklärung die Abkühlung der Luft in der Halde durch Verdunstung hinreichend. Weitere Deutungsansätze für diese Phänomene werden diskutiert.

Die kleinräumige Differenzierung der Kryptogamenvegetation zeigt deutliche Korrelationen zu dem mikroklimatisch-edaphischen Standortmosaik der Halden (Synsystematik nach Drehwald & Preising 1994). Im Hohlraumsystem der Halden mit seinen ausgeglichenen, kühl-feuchten Bedingungen sind auf Rohhumusdecken Gesellschaften des Tetraphidion pellucidae (Leucobryo-Tetraphidetum pellucidae, Anstrepto-Dicranodontietum longirostris, Sphenolobus minutus-Bestände, Barbilophozia attenuata-Bestände) eng verzahnt mit Beständen der Dicranelletea heteromallae (Calypogeietum muellerianae, Calypogeietum integristipulae, Isopterygium elegans-Gesellschaft). An den Felsblöcken im Lückensystem ist das Diplopylletum albicantis charakteristisch. Auf der Oberfläche der Halden an den wärmsten und trockensten Standorten leitet das Andreaeetum petrophilae die Besiedlung der Felsen ein, wo es bald vom Racomitrietum lanuginosi abgelöst wird. Auf Rohhumusakkumulationen in der kühlen Nordexposition sind Polytrichum formosum- und Bazzania trilobata-Bestände charakteristisch. In den Randbereichen der nordexponierten Halde geht das Pleurozietum schreberi in die Synusien des Betulo-Sorbetum Lohm. & Bohn 1992 über (Sphagnum quinquefarium-Bestände, Leucobryum glaucum-Bestände u. a.). Das Bestandsklima hier ist von allen untersuchten Bereichen am ausgeglichensten. Das Arealtypenspektrum der Flora dieser Blockhalden zeigt einen hohen Anteil boreo-montan verbreiteter Sippen. Zusammen mit der von Kryptogamen dominierten Physiognomie der Bestände und den kühl-feuchten mikroklimatischen Bedingungen unterstreicht dieser Befund den extrazonalen, nordischen Charakter der Blockhaldenvegetation.

 

Kontakt: Monika Hachtel, Sternenburgstr. 74, 53115 Bonn, m_hachtel@yahoo.com ; Klaus Weddeling, Buntspechtweg 19, 53123 Bonn, kweddeling@aol.com

Diese Arbeiten wurde erstellt am Institut für Landwirtschaftliche Botanik, Abt. Geobotanik und Naturschutz, Universität Bonn. Sonderdrucke der Artikel werden auf Wunsch gerne zugesandt. Gegen Kostenerstattung (13,- Euro) kann auch eine spiralgebundene S-W-Kopie der Diplomarbeit angefordert werden.

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